Trauma & Resilienz in suchtbelasteten Familiensystemen
Impulse für die Praxis und gelebte Vernetzung im Wiener SkyDome
Am 25. September fand die jährliche Informationsveranstaltung zur Kooperation „Kinder aus suchtbelasteten Familien“ zwischen dem Wiener Gesundheitsverbund, dem Wiener Sucht- und Drogenhilfenetzwerk sowie der Wiener Kinder- und Jugendhilfe statt. Die Veranstaltung widmete sich heuer dem Schwerpunkt „Trauma und Resilienz“ und bot wertvolle fachliche Impulse für die tägliche Arbeit mit suchtbelasteten Familiensystemen. Mehr als 150 Besucher*innen kamen im Wiener SkyDome zusammen, um sich mit Fachkolleg*innen aus anderen Einrichtungen auszutauschen und spannende Vorträge zu hören.
Erfolgreiche Kooperation
Dr. Michael Binder, medizinischer Direktor des Wiener Gesundheitsverbundes, Mag. Johannes Köhler, Abteilungsleiter der MA 11 – Wiener Kinder- und Jugendhilfe, und Ewald Lochner, Koordinator für Psychiatrie, Sucht- und Drogenfragen der Stadt Wien, eröffneten die Veranstaltung und würdigten die mittlerweile zwölfjährige Zusammenarbeit der beteiligten Institutionen.
Mit dieser Kooperation setzen wir mit unserer Unterstützung bereits in der Schwangerschaft an und denken alle Familiensysteme mit.
Diese frühzeitige und systemische Herangehensweise sei zentral für die nachhaltige Unterstützung.
Fachvorträge: Wissenschaft trifft Praxis
Drei Fachvorträge beleuchteten das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven:
- Mag.a Irene Kautsch sprach über die transgenerationale Weitergabe von schweren Belastungen und Traumata. Sie zeigte auf, wie Fachkräfte diese in der täglichen Arbeit erkennen, und stellte das Modell des „Guten Grundes“ als Erklärungsansatz vor.
- Mag.a Nadja Springer gab Einblicke in das Zusammenspiel von komplexer posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) und Suchterkrankung. Anhand praxisnaher Beispiele aus dem „Kleinen Leuchtturm“ zeigte sie, welche Bedeutung Mentalisierung für ein gesundes Aufwachsen spielt und wie interdisziplinäre Zusammenarbeit gelingen kann.
- Astrid Schweitzer beleuchtete gemeinsam mit Puppe „Krümel“, wie die Resilienz von Kindern von Anfang an gestärkt werden kann. Mithilfe eines Selbstversuchs veranschaulichte sie die Rolle von Interaktionsqualität und betonte, wie wichtig stabile Beziehungen und sichere Umgebungen für ein gesundes Aufwachsen sind.
Relevanz für die tägliche Arbeit
Zwischen der Traumafolge-Erkrankung posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) und Suchterkrankungen besteht ein enger Zusammenhang. Studien legen nahe, dass bei Elternteilen, die wegen Substanzkonsum in Behandlung sind, mit hoher Wahrscheinlichkeit auch PTBS vorliegt.
Der diesjährige Schwerpunkt „Trauma und Resilienz“ ist daher nicht nur theoretisch relevant, sondern zentral für die tägliche Arbeit. Er unterstreicht die Notwendigkeit, nicht nur den Substanzkonsum von Eltern und/oder Bezugspersonen zu fokussieren. Stattdessen ist es wichtig, suchtbelastete Familiensysteme ganzheitlich zu betrachten und ihren Bedürfnissen interdisziplinär zu begegnen.
Einen Eindruck der Veranstaltung bietet die Fotogalerie: