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Visionen für ein gutes Zusammenleben – wie soll das gehen?

Der öffentliche Raum soll für alle Menschen in Wien möglichst konfliktfrei zugänglich und nutzbar sein. Dass dies oft einfacher klingt, als es in der Realität ist, darüber waren sich die rund 120 Teilnehmer*innen der Enquete „Visionen für den öffentlichen Raum – Innovative Wege gemeinsam gehen“ am 2. Juni 2022 im Arkadenhof des Wiener Rathauses einig. Doch was ist der beste Weg, um dies zu erreichen? Welche Auswirkungen hatte die Pandemie und welche neuen Herausforderungen kommen hier zukünftig auf eine Großstadt wie Wien zu?

Ausgezeichnete Zusammenarbeit der Organisationen entscheidend
Ewald Lochner, Koordinator für Psychiatrie, Sucht-und Drogenfragen spannte in seiner Eröffnungsrede den Bogen von den Anfängen des Wiener Weges vor 15 Jahren über die durch die Pandemie bedingten Herausforderungen bis in die Zukunft. „Der Wiener Weg, der sich einerseits durch zwei Arten der Sozialarbeit, die parteiliche und die wechselnd parteiliche und die Kooperation diversester Organisationen auszeichnet, war nicht immer unumstritten. Es ist aber in den vergangenen Jahren gelungen, durch die ausgezeichnete Zusammenarbeit der Organisationen, die System und Strukturen so zu gestalten, dass diese rasch und flexibel auf Änderungen und neue Anforderungen reagieren können“, betonte Lochner.  Auch in Zukunft soll diese Vorgehensweise, die als Grundlage das Gemeinsame hat, weitergegangen werden.

Inklusion geht nur über Mitgestaltung und Mitbestimmung
Michaela Moser vom Ilse Arlt Institut für Soziale Inklusionsforschung der FH St. Pölten und Mitglied des Koordinationsteams der Armutskonferenz definierte in ihrem Beitrag die Begriffe Inklusion und Partizipation, die eine entscheidende Rolle für das Zusammenleben im öffentlichen Raum spielen und entwickelte Visionen vom guten Leben im öffentlichen Raum. Sie machte deutlich, dass Inklusion möglichst vieler Menschen im öffentlichen Raum nur über Mitgestaltung und Mitbestimmung möglich sei und dass selbstverständlich Machtverhältnisse immer eine entscheidende Rolle spielen. „Daher benötigt Inklusion auch immer eine Machtanalyse. Welche Räume sind geschlossen, welche geöffnet und wer hat sich welche Räume angeeignet?“, sagte Moser. Um eine lebbare und lebenswerte Umwelt zu generieren, sei auch die Anerkennung von Differenzen notwendig, stellte die Dr.in Moser klar.

Öffentlicher Raum braucht Konflikte
Die Architektin und Stadtplanerin sowie Professorin für Städtebau an der Technischen Hochschule in Nürnberg, Gabu Heindl, leiteten ihren Vortrag mit dem durchaus provokanten Satz „Öffentlicher Raum ist immer ein Konfliktraum“ ein. „Selbst das scheinbar selbstverständliche Recht in der Wiese zu sitzen, musste erkämpft werden.“ Sie führte aus, dass Konflikte nicht unbedingt als etwas Negatives gesehen werden müssen oder sollen. Konflikte seinen geradezu eine Bedingung für den öffentlichen Raum. Entscheidend sei, wie mit diesen Konflikten umgegangene werde und vor allem auch, wie in diesem Zusammenhang mit vulnerablen Gruppen umgegangen wird.

Komplexität ist mitzudenken
Reinhard Kreissl, Leiter des Vienna Centre for Social Security, berichtete über Erkenntnisse einer Studie zum Umgang der Behörden und besonders der Polizei mit der Pandemie und Krisensituationen im Allgemeinen. „Die Pandemie hatte natürlich auch einen großen Einfluss auf den öffentlichen Raum“, stellt er fest. „Natürlich auch unterschiedliche Auswirkungen je nach betroffener Bevölkerungsgruppe, die sehr verschieden betroffen waren. Diese Komplexität gilt es immer mitzudenken, gerade wenn man sich Gedanken über den zukünftigen Umgang mit dem öffentlichen Raum macht. Dies gilt ebenso für die Zusammenarbeit verschiedener Organisationen.“

Gestaltung des öffentlichen Raums als Schlüssel für gutes Zusammenleben
Die Leiterin des Bereichs „Öffentlicher Raum und Sicherheit“ der Sucht- und Drogenkoordination Wien, Isabella Lehner-Oberndorfer, stellte in ihrem Vortrag Überlegungen dazu an, welche Maßnahmen zu treffen sind, um eine noch bessere und gerechtere Stadt für alle Menschen zu ermöglichen. „Der öffentliche Raum muss ein Raum für unterschiedliche Nutzer*innen und unterschiedliches Verhalten sein“, stellte sie klar. In dem Zusammenhang ist es entscheidend die Sicherheitsbedürfnisse der Nutzer*innen wahrzunehmen und darauf zu reagieren. Die Diversität im öffentlichen Raum zu gewährleisten ist nur durch die multiprofessionelle Zusammenarbeit zahlreicher Akteur*innen möglich. Aufgrund von Krisen, Trends und gesellschaftlichen Veränderungen befindet sich der öffentliche Raum gerade in einem Transformationsprozess. Der Nutzungsdruck und die Diversität der Nutzung des öffentlichen Raums wird größer und damit verändern sich die Sicherheitsbedürfnisse der Nutzer*innen. Hier sind vielseitige Maßnahmen erforderlich und Aspekte von sozialer Sicherheit sind unbedingt mitzudenken. Lehner-Oberndorfer schloss mit einer deutlichen Botschaft an die Zuhörer*innen: „Die gerechte Gestaltung des öffentlichen Raums ist der Schlüssel für ein gutes Zusammenleben.“

Im Anschluss an die Enquete fand auch die Verleihung des Goldenen Ehrenzeichens der Stadt Wien an die langjährige Mitarbeiterin der Sucht- und Drogenkoordination Wien, Andrea Jäger, statt.